Das Projekt „BVP-Behandlung im Voraus planen“ ist ein wichtiges soziales und auch gesellschaftlich relevantes Projekt, das vom Rhein-Kreis Neuss initiiert worden ist. Hier geht es um nichts weniger als die Frage, wie wir (im Alter) selbstbestimmt leben und sterben möchten. Insgesamt 6 BVP-Beraterinnen und Berater fungieren dabei als persönliche Ansprechpartner vor Ort.
In bislang 16 Altenheimen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe führen sie intensive Gespräche mit den Menschen und informieren diese über ihre Möglichkeiten hinsichtlich der medizinischen Versorgung im Notfall – und in allen Situationen, in denen jemand nicht mehr einwilligungsfähig ist. Es geht um die bewusste Auseinandersetzung und Reflexion über Fragen wie beispielsweise: Wie möchte ich medizinisch versorgt werden, wenn ich mich später selbst nicht mehr dazu äußern kann? Welche konkreten Maßnahmen lasse ich dann zu und auf welche verzichte ich ganz bewusst? Auch in Anbetracht der Tatsache, dass wir alle immer älter werden, weil die Medizin immer mehr kann, wird die Bedeutung von Patientenverfügungen in Zukunft immer mehr steigen. Denn hier müssen sich die Betroffenen wirklich vor allem eines fragen: Will ich wirklich alle Optionen nutzen, die Medizin mir bieten kann?
„Beziehungsarbeit und der Aufbau eines echten und offenen Austauschs, der auf Vertrauen beruht, sind entscheidend für unsere erfolgreiche Beratung. Wir erleben viele sehr emotionale Momente, denn das Thema ist existentiell und betrifft uns ja alle. Auch geht es immer um die individuellen Betrachtungen zum Leben an sich, um Lebensmut, Lebenssattheit oder auch -müdigkeit, Lebensfreude und noch vorhandene Lebensziele. Das sind natürlich keine trivialen Fragestellungen – als Beraterin und Berater braucht man neben der fachlichen Kompetenz vor allem eins: Empathie und ein echtes Herz für Menschen“, so Ida Lamp. „Viele Menschen wissen gar nicht genau, welche Rechte und Möglichkeiten sie haben, was sie selbst alles bestimmen können und meinen immer noch, dass die Ärzte die letzte Instanz sind. Das ist aber nicht so. Hier müssen wir erst mal ganz viel grundlegende Aufklärungsarbeit leisten.“
„Selbstbestimmung wird für Menschen heute immer wichtiger“, erläutert Christina Reinhardt und ergänzt: “Es ist ganz wichtig, dass wir als Gesellschaft lernen, wirklich ehrlich miteinander zu reden und sprechfähig zu werden. Auch über ernste Themen wie Krankheit und Tod, denn auch diese gehören ja zum Leben. Hier müssen wir einfach viel mutiger werden. Wir sind aber immer wieder positiv überrascht, wie sehr sich unsere Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner uns gegenüber mit der Zeit öffnen. Und merken auch, dass sie dankbar sind, mit uns darüber sprechen und sich uns anvertrauen zu können.
Kommunikation und vor allem Zuhören sind hier mal wieder der absolute Schlüssel zum Verstehen. Denn natürlich wollen wir ja niemanden beeinflussen und da müssen wir ganz genau hinhören und uns absolut zurücknehmen.“
Seit Juli dieses Jahres gehört auch die Lebenshilfe Rhein-Kreis Neuss zu den BVP – Kooperationspartnern: Denn viele Menschen mit Behinderung können Wünsche äußern und für sich selber entscheiden. Auch hier leistet BVP einen sehr wichtigen Beitrag zu Autonomie und Selbstbestimmung.
Auf den Bildern seht ihr Ida Lamp und Christina Reinhardt, die diesen Job wirklich aus Überzeugung und mit Leib und Seele ausüben.